In Deutschland ist die Verpackungsindustrie in Sachen Plastik der traurige Spitzenreiter: über 30% der produzierten Kunststoffe werden nur für Verpackungen verwendet. Im Vergleich sind es für Elektronik nur etwas 6%. Dabei müssen viele Produkte oft überhaupt nicht oder könnten viel weniger verpackt werden.
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Eine Lösung für unser Müll- und Verpackungsproblem könnte „Zero Waste“ heißen! Die Null-Müll-Bewegung versucht so wenig Müll wie möglich zu produzieren. Klingt erstmal nach einer unmöglichen Herausforderung. Doch auch wenn wir noch nicht die perfekten Müllvermeider sind, viele einfache Schritte in Richtung Zero Waste lassen sich in den wöchentliche Einkauf einbauen.
Der Supermarkt wirkt erstmal wie die Plastik- und Verpackungshölle. Kann man hier überhaupt Zero Waste einkaufen? Klar! Wir zeigen, dir wir du dich dem Schritt für Schritt näherst.
Im Supermarkt – Zero Waste einkaufen für Einsteiger
Wenn wir einen Supermarkt betreten, stoßen wir immer zuerst auf die Obst- und Gemüseabteilung. Die bunten Farben der gesunden und frischen Produkte laden zum Einkaufen ein.
Wer gerne auf die Hemdchentüten, das ist der Fachausdruck für die kleinen durchsichtigen Plastiktüten in der Obst- und Gemüseabteilung, verzichten möchte, kann sich einfach eigene Beutel für den Einkauf mitbringen.
Ob Baumwollbeutel, Baumwollnetze oder wiederverwendbare Netze aus Kunststoff, alle diese Beutel reduzieren das unnötige Einwegplastik der Hemdchentüten sofort. Sie können viele Male benutzt und gewaschen werden und sollten beim Einkaufen immer dabei sein.
Natürlich kann man auch einfach auf sämtliche Tüten verzichten und das Obst und Gemüse lose in den Wagen und später auf das Kassenband legen. Diese Methode eignet sich vor allem bei großem Gemüse wie Lauch oder Salat – da wäre ein großer extra Beutel eher lästig.
Wir lassen die Obst- und Gemüseabteilung mit gefüllten Stoffbeuteln hinter uns und machen uns auf den Weg durch die Regale und Kühlregale des Supermarkts. Hier wird es erstmal knifflig mit dem vollkommenen Verzicht auf Verpackungen und deshalb sollte man sich auf nachhaltige Verpackungsvarianten konzentrieren.
Glas – zum Beispiel Milch und Joghurt im Mehrwegglas – und Papier – zum Beispiel Nudeln in der Papierverpackung – sind hier die bevorzugten Verpackungsvarianten. Beides kann durch die richtige Entsorgung im Altglascontainer und der Altpapiertonne in den Recyclingkreislauf zurückgeführt werden.
Um große Transportwege, die viele einfache Produkte zu Klimasündern werden lassen, zu vermeiden, solltest du vor allem Produkte aus deiner Region wählen.
Jetzt haben wir es zu den Frischetheken für Fleisch und Käse geschafft. Hier wird besonders viel in Folien und Plastik verpackt. Doch der geübte Zero-Waste-Profi hat dafür seine eigene Box aus Metall oder Glas mitgebracht.
Am besten fragt man bei einem entspannten Einkauf im Vorfeld an der Theke nach, ob man eigene Boxen mitbringen darf. Bei vielen Supermärkten ist das mittlerweile erlaubt, wenn die Box nicht hinter die Theke genommen wird. Beim nächsten Einkauf kann dann die eigene saubere Box befüllt werden. Neben frischen Produkten, einer guten Beratung und einem netten Gespräch mit der Verkäuferin gibt es also ganz einfach unverpackten Käse oder Wurst.
Ab an die Kasse. Mit den ganzen eigenen Beuteln und Boxen fällt man natürlich auf, aber die Reaktionen sind eigentlich immer gleich: „Endlich macht mal jemand aktiv etwas für den Umweltschutz! Das will ich auch!“
Neben einem verpackungsarmen Einkauf gibt es also oft noch ein Lob der Kassiererin oben drauf. Und wenn der Einkauf dann noch in den eigens mitgebrachten Taschen nach Hause transportiert wird, ist das Zero Waste Glück perfekt.
Auf dem Wochenmarkt – Zero Waste zum Weitermachen
Wer am Wochenende etwas Zeit übrig hat, kann den wöchentlichen Einkauf vom Supermarkt auf den Wochenmarkt verlegen. Hier gibt es viele frische Produkte aus der Region.
Besonders Obst und Gemüse ist, anders als im Supermarkt, generell oft unverpackt. Das macht den Weg frei für einen perfekten Zero Waste Einkauf. Wer seine eigene Tasche oder Korb mitbringt, kann sich ganz einfach alle Produkte direkt in den Korb legen lassen. Die kleinen Plastiktüten der Obst- und Gemüsehändler sind da absolut unnötig.
Auf dem Wochenmarkt gibt es oftmals zusätzlich noch Wust und Käse aus der Region oder Spezialitäten wie Oliven. Für solche Gelegenheiten ist es immer ratsam einige Mehrweg-Boxen oder auch Gläser mitzunehmen. Wer frisches Brot von einem Stand mitnehmen möchte, kann im Vorfeld auch in einen großen Brotbeutel investieren in dem viele verschiedene Backwaren Platz finden. Alternativ eignet sich aber auch ein alter, ausrangierter Jute-Beutel.
Wer möchte, kann direkt nach einem Bio- oder Demeterstand Ausschau halten. Diese Bauern unterliegen mit ihren biologisch-dynamisch betriebenen Höfen speziellen Richtlinien, die nachhaltig für Tiere, Natur und Menschen sind. Hier finden sich auch oft besondere oder alte Obst- und Gemüsesorten, die bei herkömmlichen Marktständen nicht mehr zu finden sind. Ein kleiner Abstecher zum Bio-Stand lohnt sich also.
Im Unverpackt Laden – Zero Waste einkaufen für Profis
Die Zero Waste Profis kaufen nicht nur mit wenig Verpackungen im Supermarkt und auf dem Wochenmarkt ein, sondern greifen vermehrt auf das Angebot von Unverpackt Läden zurück.
In Unverpackt Läden bringt man seine eigenen Beutel und Gefäße mit. Diese werden leer gewogen und dann individuell nach den eigenen Bedürfnissen mit den benötigten Lebensmitteln gefüllt. Somit wird Verpackungs- und Lebensmittelmüll gespart. Die Gefäße können bei jedem Einkauf neu befüllt werden und werden so oft hundertfach wiederverwendet.
Unverpackt Läden machen in immer mehr deutschen Städten auf und erfreuen sich größter Beliebtheit. Schau doch einmal nach, ob es auch einen Unverpackt Laden in deiner Nähe gibt!
Neben Lebensmitteln führen Unverpackt Läden auch oft ein großes Sortiment an Non Food Produkten: vom festem Shampoo und Seifenstücken, über wiederverwendbare Tinkflaschen bis zu Wasch- und Spülmittel. Die Sortimente werden immer größer.
Viele Läden führen neben den trockenen Lebensmitteln mittlerweile auch frische Produkte wie Käse, Joghurt, Eier oder Brot. Da die Unverpackt Läden alle individuell ihr Sortiment zusammenstellen, lohnt es sich auch mal bei mehreren Läden vorbei zu schauen. So haben die einen vielleicht keinen frischen Räuchertofu, aber dafür Chips zum selber abfüllen.
Den ersten Einkauf in einem Unverpackt Laden sollte man aber langsam angehen lassen. Oft muss man sich an das neue Konzept von Abwiegen und Abfüllen erst gewöhnen. Deshalb kann man zum Beispiel beim ersten Mal Nudeln, vielleicht ein paar Nüsse und eine kleine Süßigkeit mitnehmen, um sich auf die neue Einkaufsform einzustellen. Schnell hat man das Prinzip jedoch raus und fängt an sich durch das Sortiment zu probieren.
Zero Waste – Null Problem!
Ob im Supermarkt, auf dem Wochenmarkt oder im Unverpackt Laden: ein Zero Waste Einkauf benötigt zwar etwas Vorbereitung, aber es lohnt sich.
Der eigene Verpackungsmüll lässt sich mit einigen kleinen Änderungen sehr einfach und um ein Vielfaches reduzieren. Das tut nicht nur der Umwelt, sondern auch deinem Geldbeutel gut. Denn die Kosten für die aufwendigen Verpackungen tragen nicht die Konzerne selber. Diese werden natürlich auf den Kunden umgelegt und dafür ist das eigens verdiente Geld doch wirklich zu schade.
Gastbloggerin Anna von „Grün wie Gras“ ist unsere Expertin für das Thema Nachhaltigkeit. Für uns schreibt sie regelmäßig über Inhalte, die ihr wichtig sind: Naturkosmetik, Zero Waste und ein bewusster Lifestyle.
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